Die Klosterkirche ist täglich geöffnet zwischen 9 und 18 Uhr. In dieser Zeit sind Sie herzlich eingeladen zur Besichtigung, Stille und persönlichen Besinnung.
Das Kloster wurde im Jahre 1234/5 gegründet als Sühneleistung Hermann von Treffurts. Dafür gab es folgenden Grund: Hermann hatte im Jahre 1232 gemeinsam mit Konrads von Thüringen, dem Schwager von Elisabeth von Thüringen (1207-1235), Fritzlar belagert, konnte die Stadt aber nicht einnehmen. Als die Belagerer sich zurückzogen, „liefen die gemeynen wybere (Weiber) uff die mure (Mauer) in der stad und hingen ire nackeden arsse uwer die czynnen…“ Darüber ergrimmten die beiden so sehr, dass sie wutentbrannt umkehrten und Fritzlar stürmten und auch den Petersdom in Brandt setzten. Als Wiedergutmachung schenkte Hermann den Nonnen des Zisterzienserinnenordens dieses Land.
Da die Nonnen unmittelbar nach Ankunft im Jahre 1235 mit ihren Gebetszeiten anfangen mussten ist anzunehmen, dass hier bereits ein kleines Kirchlein stand. Ende des 13. Jahrhundert war das gotische Hallenschiff fertig. Die Kirche ist der Heiligen Maria, der Patronin des Ordens, geweiht worden. Ein Schlussstein oberhalb der Brüstung der Empore zeigt als Zeichen dafür die (ehemals weiße ?) Lilie. Sie gilt als Symbol der Reinheit und Schönheit.
Gemäß der Benediktinerregel lebten die Nonnen des Zisterzienserordens hier schlicht und asketisch. So ist das Innere dieser Kirche ohne Kunstwerke und Malereien. Lediglich die Schlusssteine und die Kragsteine (unterste Steine am Kreuzgewölbe) im vorderen Bereich des Chorraumes sind hauptsächlich mit Weinlaub verziert. In einem Bogen zur Klosterseite hin befand sich auf 12 Uhr ein Engel.
Messen vor dem Altar konnten die Nonnen nur feiern, wenn ein Abt oder ein männlic
her Geistlicher im Hause war (das Kloster unterstand dem Erzpriester in Braach, Altmorschen hatte nur einen Pleban, einen Geistlichen niederen Stands). 7 mal täglich und einmal nachts versammelten sich die Nonnen auf der Nonnenempore zu Gebet und Lobgesang.
Im Jahre 1493 erfolgt eine Visitation durch den Abt des Klosters Walkenried. Was er vorfindet, muss ihn zu sofortigem Handeln veranlasst haben: Wegen des sittlichen Verfalls werden die Nonnen auf andere Klöster verteilt, Nonnen aus dem Kloster Kentrup (Mark/ Westfalen) kommen in das Kloster Haydau.
1517 bemüht Äbtissin Elisabeth vom Rheine das Ablass-Institut zur Linderung der finanziellen Sorgen des Klosters. Mit einem Ablassbrief wurde der arme Sünder je nach Höhe der Summe eine entsprechende Zeit vor dem Fegefeuer bewahrt. Mit dem eingenommenen Geld wurden Kelche und Altartücher sowie die Kerzen zum ewigen Licht gekauft. Von letzterem brannten im Chorraum der Kirche 5 Ampeln (siehe dort die heutigen 5 Lichter).
Am 24. April 1525 dringen aufständische Bauern unter Gewaltanwendung in das Kloster ein. Möglicher Weise wurde dabei auch eine Steinfigur (Engel) an einem der Steinbögen zum Kloster hin abgeschlagen.
1527 wurde das Kloster Haydau im Zuge der Reformation aufgelöst. Der erste protestantische Pfarrer von Morschen hieß Martin Bengel. Martin Luther selbst war nie in Morschen gewesen. Er zog aber am 28.September 1529 von Waldkappel über Bischofferode – Spangenberg – Adelshausen an die Fulda, um am Gut Fahre überzusetzen. Er befand sich auf dem Weg nach Marburg, zu den Religionsgesprächen vor allem mit dem Schweizer Reformator Ullrich Zwingli.
1616-1619 baute Moritz der Gelehrte , Landgraf zu Hessen, Haydau um zu einem Lustschloss und zur Nebenresidenz. In jener Zeit sind links und rechts Emporen gebaut worden, sogenannte „Bohrleuben“. Im Mauerwerk lässt sich durch einen schmalen Absatz erahnen, wie weit diese Emporen in das Kirchenschiff hineinragte.
Das Fenster im Chorraum war vermutlich Jahrhunderte lang schlichte Bleiverglasung. Als 1875 das Klostergelände als Domäne an die seit 1866 in Hessen regierende preußische Regierung ging, stiftete ein Domänenpächter namens Pestalozzi, (man spricht, er sei mit dem Pädagogen Pestalozzi verwandt) das nunmehr im Chorraum vorhandene Fenster. Eigentlich passt dieses Fenster nicht zu dem schlichten zisterzienserischen Stil. Aber bereits die eingezogenen Emporen hatten mit der zisterzienserischen Baukunst gebrochen.
Die Ornamentik der Fenster erinnert zum Einen mit den Weinblättern an den Weina
nbau durch die Zisterzienserinnen im Ort (am Frauenberg). Im oberen Teil des Fensters ist vermutlich die Welt dargestellt, die unter der Herrschaft des Kreuzes gesehen wird. Beides in Verbindung ist eine Anspielung auf das Jesus Wort aus Johannes 15, 5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Anfang der 60er Jahre werden die seitlichen Emporen in der Kirche abgebaut und somit die Kirche annähernd in den ursprünglichen Zustand zurück versetzt. Stand die Kanzel vorher unterhalb des bunten Fensters im Chorraum, wurde diese Kanzel abgebaut und dorthin gesetzt, wo heute der Taufstein steht. Dieser war bis vor der Renovierung Bestandteil des Altars. Der Eingang wird nach hinten verlegt, der vordere Eingang wird zugemauert.
1977 wurde eine neue Orgel eingeweiht für über 155.000 DM. Die Orgel wurde gebaut von der Firma Noeske, Rotenburg/F.
Bei einer weiteren Renovierung im Jahr 1983 wird die Kanzel auf die Klosterseite umgesetzt. Die alte Kanzel kam in die Friedhofshalle. Die Empore erhält eine Holzbrüstung, der Bereich unterhalb der Empore wird mit einem Windfang aus Holz versehen.
Das Fenster im Chorraum wird nach einer anonymen Spende über 10.000 DM im Jahr 2003 restauriert und erhält für die gleiche Summe eine Schutzverglasung.
Dank zahlreicher Spenden aus der Bevölkerung erhält der Eingangsbereich im Jahr 2003 zwei neue Kirchenfenster, gestaltet durch die Künstlerin Margarethe Keith a
us Winzberg am Rhein.
Im Ausgangsbereich ist vor allem ein Fenster sichtbar: Hier ist das ursprüngliche Rautenmuster aufgenommen worden, verändert sich aber im oberen Drittel zu einem Netz.
Wird beim Betreten der Kirche das Fenster nur als Lichtquelle wahrgenommen, fällt beim Verlassen der Kirche unwillkürlich der Blick darauf. Die in das Fenster eingefügte Notenzeile enthält das dreifach gesungene Amen.
Für alle Fragen zur Anmietung von Räumlichkeiten des Klosters Haydau – mit Ausnahme der Klosterkirche – sowie für Führungen durch das Kloster Haydau (5,00 € pro Person, Dauer: ca. 1 ½ Stunden) wenden Sie sich bitte an das Hotel Kloster Haydau.
Kontakt/Anmeldung unter:
Hotel Kloster Haydau
In der Haydau 2
34326 Morschen
Tel.: 05664 / 93910-0
Email: Veranstaltungen@hotel-kloster-haydau.de
Weitere Informationen – auch zu Veranstaltungen im Kloster Haydau und zum Förderverein Kloster Haydau – finden Sie im Internet unter: www.kloster-haydau.de